Pause, die Zweite

Selbstreflexion und -erweiterung

Inspieriert durch den Artikel „Kultur der Pause“ von Rainer  und einem TED Vortrag von Amber Case schreib ich euch auch meine Gedanken zum Thema Pausen.

Was ist eigentlich eine Pause und welche Arten gibt es.
Hier mal (m)eine Aufzählung:

  • Die „körperliche“ Pause. Die manuelle Arbeit wird unterbrochen und der Körper kann regenerieren. Oft werden ihm in dieser Zeit auch Wasser oder Nährstoffe zugeführt. Klassisch: die Mittagspause.
  • Die Pause im Gespräch. Sätze oder Wörter werden beendet, ohne dass der nächste Satz, das nächste Wort begonnen wird. Wenn das Gespräch nicht als beendet betrachtet wird, entstehen oft interessante Situationen. Entweder die Gesprächspartner ziehen sich in der Pause zurück und sind für sich, denken über das Gesprochene nach oder entwickeln neue Themen die sie nach der Pause einbringen wollen. Oder aber die Gesprächspartner bleiben aneinander „interessiert“. Klassisch: Die unangenehme Stille bei einem Streitgespräch oder die das sehr intensive Spannungsfeld vor dem „ersten“ Kuss.
  • Die mentale Pause. Meist verschwinden in dieser Zeit die Gedanken nicht ganz, sondern sie werden sozusagen „frei“ gelassen. Es wird an nichts konkretes Gedacht. Die Konzentration wird zurückgenommen. Assoziationen können entstehen, neue Kombinationen werden zu Gedanken und eventuelle zu Ideen.
  • Die Pause von den Anderen. Interaktion und Kommunikation mit anderen Menschen braucht immer auch Energie. Selbst wenn der Kontakt als positiv empfunden wird, steckt hinter dem ungezwungenen Beisammensein immer auch ein gewisser Aufwand. Gemeinsamkeiten müssen dargestellt werden, die Rollen sollen eingenommen und gehalten werden und gesellschaftliche oder zumindest zwischenmenschliche „Standarts“ sollten eingehalten werden, wenn man von denen  Gegenüber als „normal“ eingestuft werden will… und das will man in der Regel. Vieles davon passiert unterbewusst und trotzdem kann es belasten. Wenn das Alles wegfällt und man mit sich alleine ist, kann etwas neues entstehen. Die Beschäftigung mit dem Selbst.
    – Eine Variante ist die sich mit dem Selbst zu beschäftigen, dass ohne gesellschaftliche Normierungen hinter allem steht. Ein schwieriges Unterfangen, da es rational nur schwer (oder gar nicht) zu fassen ist. Dennoch ist es für viel verlockend, da es, wenn nicht zur Erleuchtung, zumindest zur zweiten Variante führt.
    –  Die zweite Variante ist, sich mit seiner Rolle zu beschäftigen. Wer bin ich, wie will ich von anderen wahrgenommen werden, und was will ich (damit) erreichen?

Wie von Rainer und Amber erwähnt, sind diese Pausen, und die, die sie nicht machen, gefährdet. Gerade die neuen Entwicklungen, wie facebook und andere Social Media Plattformen kombiniert mit mobilen Internetzugängen, konfrontieren die Benutzer mit einem ständigen und allgegenwärtigen „Stream“ an Daten, Bildern und (möglichen) Kontakten aus. In diesem neuem sozialen Raum entsteht etwas das Amber Case „Erweiterte Intimität“ nennt. Es ist so, als wären wir jederzeit in einem Raum voller Menschen die alle unsere Aufmerksamkeit erregen wollen um sich uns mitzuteilen.

Dieser Informationsfluss ist an sich nichts schlimmes und die BenutzerInnen werden sich anpassen und auch technisch entstehen bereits Lösungen die diesen Stream neu ordnen und das vermeintlich relevante hervorheben. Sollte sich aber die schon weit verbreitete, „Ich sehe es – ich klick es“-Kultur durchsetzen, in der pausenlos die Inputs bearbeitet, geordnet und beantwortet werden, dann werden neben den Pausen auch deren positiven Effekte fehlen. Und so komme ich zum selben Schluss wie Rainer und Amber: Es wird wichtig sein eine Kultur der Pause zu etablieren, in der auch mal die  virtuellen Verpflichtungen ruhen gelassen werden.

Ich beende jetzt auch den virtuellen, asynchronen Kontakt mit euch, und werde eine Pause einlegen, die allen vier Beispielen von oben entspricht. Und während ich mich in meine Träume zurückziehe lasse ich euch mit Amber und ihrem kurzweiligen 10-Minuten Vortrag alleine.

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Über wan

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